Am Wochenende vom 1. bis 3. Juni 2018 fand unsere Chorfahrt nach Wismar statt.  Über alle drei Tage spielten wir ein Mörderspiel. Naja - alle anderen spielten es. Ich selbst war schon wenige Stunden nach Anfang des Spiels tot. Ermordet von Jonathan Raesch (Name geändert, Anm. der Redaktion). So konnte ich aber trotzdem am nächsten Tag bereits bei seinem Prozess zusehen. Er wollte zu schnell zu viel.

Am Abend konnte wir zwischen zwei Arten Stockbrot wählen: Leckerem und Süßem. Leider war meins etwas zu dick gewickelt und ich saß sehr lange da, aber danach schmeckte es umso leckerer.

Am nächsten Tag wachte ich mit Halsschmerzen auf. Ein Gefühl, das wir alle noch das ganze Wochenende über haben würden, aber wir wischten es heroisch beiseite und absolvierten die Proben ohne Murren.

Als mein verschlafener Blick Freitag morgens auf das Display meines Telefons wanderte, war das Drama schon vorüber: etwa 30 neue Nachrichten und ein absolutes Durcheinander. Es begann mit den Worten „Kann mal jemand das Radio anrufen?“ und endete mit einem feierlichen „Wir haben gewonnen!“

In der Zwischenzeit ist Rebecca aus der Dusche gesprungen, hat ihr Ohr abgetrocknet und bei NDR 1 Radio MV angerufen. Aber auch Stefan befand sich völlig zufällig in der Nähe eines Radios und hatte auch „zufällig“ gerade sein Handy in der Hand.

Grund dafür war, dass unser Chor beim Vereinsfreitag von NDR 1 Radio MV ausgelost wurde und 1.000 Euro gewinnen konnte, wenn wir nur innerhalb von drei Liedern anrufen würden. Dank der schnellen Reaktion der beiden konnten wir dieses Geld aber zum Glück schon bald entgegennehmen.

Die Bühne steht, das Banner hängt, die Lieder sind einstudiert, die Choreo eingeübt, die Krawatte sitzt, die Haare sind frisiert, das Herz pocht und die Aufregung steigt. Es kann losgehen. Wir stehen vor dem kleinen Saal der Rostocker Stadthalle, um jeden Augenblick für das Winterabschlusskonzert im Jahr 2018 alles zu geben. Erste Klaviertöne von „I can tell the World“ erklingen durch die noch geschlossene Tür.

„Yes, about this!”

In der ersten Hälfte des Konzertes stimmen wir das Publikum mit Liedern, wie „Wouldnt't it be nice“, „Sing, Sing, Sing“ und „Shape of you“ ein. Zwischendrin begrüßt das vierköpfige Moderatorenteam das Publikum und kündigt ganz geheime Insider-Infos aus dem Chor an. Jetzt werden wir verzaubert von spanischen Klängen und erfahren, was passiert „Wenn man sich in Kreisen bewegt“. Die Damen tanzen aufreizend, wie echte „Single Ladies“ und ganz besonders stimmungsvoll wird es bei „Good old fashioned Loverboy“. Es wird verraten, dass wir uns im Chor eigentlich zum Essen treffen. Singen ist nur reine Nebensache. Aber wer kann bei Nudelsalat und Donauwelle am Chortag auch Wiederstehen? Mit „I'm still standing“ verabschieden wir uns in eine kurze Knuddel-deine-Freunde-und-Verwandten-Pause und tanken noch ein wenig Energie, um uns in der zweiten Hälfte selbst zu übertrumpfen.

Das 10. Adventskonzert der drei Rostocker Chöre hatte dieses Jahr eine Neuerung zu bieten: Die Tore der Kirche wurden sowohl am Freitag, dem 15., als auch am Samstag, dem 16. Dezember 2017 geöffnet, denn zu Ehren des Jubiläums wurden gleich zwei Konzerte veranstaltet. Das bunte Programm der sehr unterschiedlichen Chöre zog so viele Gäste in die Kirche, dass sie sogar trotz des Zusatztermins an beiden Tagen brechend voll war. Annika Gebert und Friederike Renneberg schildern ihre Eindrücke der beiden Konzerttage.

Die Fahrt nach Binz war zunächst noch ein großes Durcheinander als Neuling, doch es sollte am Ende alles vertrauter werden, was ich unter anderem dieser hochwürdigen Aufgabe, den Chorblog schreiben zu dürfen, verdanke. Als Auserwählte hatte ich jedoch zunächst eine sehr wichtige Erkenntnis: Hör auf die älteren Hasen hinter dir, wenn sie „Bloß nicht“ und „Sag nichts!“ rufen, aber ich berichte nun von einem wirklich rundum musikalischen und amüsanten Wochenende, dank meines Talents schneller zu reden als zuzuhören.

Am Freitag trudelten nach und nach alle Sänger und Sängerinnen ein, da ein Teil mit dem Bus und die anderen in kleinen Fahrgemeinschaften anreisten. Beim Abendessen gab es bereits die ersten Gespräche und es wurde gleich festgestellt, dass der Umgang offen und ohne falsche Scheu abläuft. Die fehlende Scheu zeigte sich später auch im Tanz Lavada, der gleich am ersten Abend Körperkontakt verlangte und die Stimmung aufheiterte. Nach der Probe und einigen Ankündigungen durfte alten Liedern gelauscht oder auch mutig mitgesungen werden. Über das gesamte Wochenende wurde das bekannte Mörderspiel gespielt und es wurden auch äußerst interessante Diskussionen geführt, doch als erste Tote konnte ich leider an keiner einzigen teilnehmen. Aber ich habe mir aus der Diskussion gemerkt, dass es nur zwei Möglichkeiten bei Annährungen untereinander gibt – einer ist der Mörder oder da läuft eindeutig was.